Dienstag, 26. Januar 2010

Sydney oder der Verlust meiner Identität

Nachdem Serena mich ständig fragte, was ich denn mit den letzten zwei Wochen meines Urlaubs anfangen wolle, gab ich endlich klein bei und beschloss einen Trip nach Sydney und in die Blue Mountains zu machen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich ja nicht ahnen, dass dies ein großer Fehler sein würde... Mit Sack und Pack machte ich mich auf zum Bus-Terminal, um die folgenden 15 Stunden in einem Greyhound Bus zu verbringen. 15 Stunden klingt jetzt hart, war aber ehrlich gesagt gar nich so schlimm. Tja, schon bei meiner Ankunft in Sydney beginnt meine Pechsträhne. Mein Hostel hat keine Ahnung von meiner Reservation (oder heißt es Reservierung?) und ich muss eine halbe Stunde mit dem Typen vom Hostel diskutieren, um ihn zu überzeugen, dass das alles nicht meine Schuld ist. Ich weiß sowieso nicht, wo sein Problem liegt, denn das Hostel ist fast leer, also genug Platz für mich, ob ich jetzt reserviert hab oder nicht. Naja, auf jeden Fall kann ich dann endlich mein Zimmer beziehen und mach mich danach gleich auf zum Harbour um das Opernhaus und die Harbourbridge zu sehen. Als ich dort ankomme hab ich mit dem Photomachen natürlich auch kein Glück, denn es ist total bewölkt, windig und kühl. Deshalb gehe ich auch recht bald zum Hostel zurück und will erst mal duschen. Eine Dusche kann ja so entspannend sein, wenn man einen nicht ganz so tollen Tag hatte. Nicht diese Dusche! Man stelle sich die Nordsee mit 16° kaltem Wasser vor... diese Dusche war kälter! Danach war ich alles andere als entspannt...oder sauber! Nachdem ich eine Dosensuppe zu Abend gegessen habe setze ich mich auf die Dachterasse zu den anderen Hostelbewohnern, wo es Wein und Käse gibt. Klingt toll, aber der starke Regen und der kalte Wind trüben die Stimmung ein wenig. Beim Rumsitzen lerne ich Leoni, eine Deutsche, kennen. Wir verstehen uns super und unterhalten uns gut. Nach einer Weile kommen zwei Jungs und ein Mädel aus einer Bar, die uns überreden mitzukommen. Ich packe meine Sachen in Leonis Tasche und losgehts. Uns wird gesagt, die Bar sei um die Ecke...uns wird nicht gesagt welche Ecke...aber hey, nach einer viertel Stunde durch den Regen laufen kommen wir an. Aber ich will mich ja nicht beschweren, denn Leoni und ich haben echt ne Menge Spaß. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem Leoni ihre Tasche auf die Couch legt, wir uns umdrehen und einen Schluck Bier trinken, uns zwei Minuten später wieder umdrehen und feststellen, dass die Tasche weg ist. Verzweifelt suchen wir die ganze Bar ab, finden die Tasche aber nicht. Im Hostel nebenan versuchen wir unser Hostel zu erreichen, da unsere Zimmerschlüssel in der Tasche waren. Ungefähr zwei Stunden später findet man die Tasche auf der Herrentoilette der Bar, doch unsere Geldbeutel sind leer, unsere Handys sind weg und mein Reisepass ist verschollen und natürlich sind auch die Schlüssel zum Hostel auch weg. Ein Mysterium tut sich auf, als ich feststelle, dass all meine Photos aus meinem Geldbeutel fehlen, meine 70$ aber noch da sind. Nachdem die Polizei unseren Fall aufgenommen hat fahren Leoni und ich im Taxi zum Hostel und der Nachtwächter lässt uns in unsere Zimmer. Das war so ziemlich die schlimmste Nacht meines Lebens! Am nächsten Tag machen Leoni und ich uns auf den Weg zur Polizei und zur Bank und gucken, dass wir so einiges geregelt bekommen, da unsere ganzen Sachen weg sind. Mich trifft die Erkenntnis, dass ich nun vollkommen ohne Identität bin, da ich keine einzige Karte mehr besitze, die beweisen kann, dass ich ich bin. Der Verlust meiner Identität erschüttert mich zutiefst! Nach einem so beschissenen Tag beschließen Leoni und ich in die Oper zu gehen und uns die TomTom Crew anzusehen. Wenigstens ein gutes Erlebnis. Die Vorstellung ist großartig und hebt unsere Laune doch um einiges. Am nächsten Tag will ich aufs Konsulat um einen neuen Reisepass zu beantragen, als mir gesagt wird, ich solle Serena anrufen, da diese meine Sachen hätte. Ich rufe natürlich sofort an und Serena verkündet mir, dass jemand meine Sachen gefunden hätte und ich solle mich sofort bei Sandra melden. Natürlich habe ich Sandras Nummer nur in meinem Handy und das ist ja weg. Doch Dank Facebook finde ich die Nummer des Typen, der angeblich meine Sachen hat und rufe ihn sofort an. Da er bei der Arbeit ist müssen Leoni und ich noch den halben Tag warten, bis wir ihn treffen können. So lange gehen wir ein bisschen in Sydney spazieren und bummeln. Nachmittags können wir uns endlich auf einem Polizeirevier mit Dan treffen. Leoni bekommt all ihre Sachen zurück, doch ich bekomme nur mein Handy und meinen Reisepass. Somit ist meine Kreditkarte, mein europäischer Führerschein, mein Perso und ein paar unwichtige Karten und persönliche Sachen aus meinem Geldbeutel immer noch verschwunden. Naja, der Reisepass war ja mal das wichtigste. Am Abend fahre ich dann mit dem Bus zurück nach Brisbane, da mir die Lust am Reisen doch vergangen ist. Tja, das war also Sydney... eigentlich war meine Zeit mit Leoni nicht schlecht, doch sie wird vom Verlust meiner Identität überschattet.

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